Mein "Warum" für diesen Blog

Balancierte Stärke: Selbstfürsorge und Selbstwirksamkeit

Selbstfürsorge und Selbstwirksamkeit sind zwei unterschiedliche Konzepte, die sich auf das eigene Wohlbefinden und die Fähigkeit, Herausforderungen zu bewältigen, beziehen. 

Beide Konzepte sind wichtig für ein gesundes und erfülltes Leben, da sie sich gegenseitig ergänzen.

 

Schon als Kind habe ich intensive Selbstfürsorge praktiziert, indem ich meinem inneren Wunsch gefolgt bin und mit dem Tanzen begonnen habe. Klassisches Ballett war meine Welt und sollte später, in Form meiner eigenen Schule für künstlerischen Tanz, auch meine Berufung werden.

Wenn Selbstfürsorge auf Praktiken und Aktivitäten bezogen ist, die eine Person bewusst unternimmt, um ihr körperliches, emotionales und geistiges Wohlbefinden zu fördern und aufrechtzuerhalten, dann ist mir das in vielen Lebensabschnitten gut gelungen.

Körperliche Bewegung spielte in meinem Leben immer eine zentrale Rolle und hilft mir bis heute Stress abzubauen und meinen Körper fit zu halten.

Das hat mich nicht davor geschützt, in schwere Lebenskrisen zu geraten aber als Prävention ist körperliche Bewegung für mich enorm wichtig.

 

Meine eigene Selbstfürsorge besteht aus:

  • Der inneren Stimme folgen
  • Regelmäßige Bewegung
  • Gesunde Ernährung
  • Ausreichend Schlaf
  • Entspannung durch Reisen nach Portugal
  • Freundschaften pflegen
  • Yoga und Meditation

Als Jugendliche und junge Erwachsene hatte ich oft Selbstzweifel und dennoch, eine innere Stimme sagte mir immer wieder, dass ich an meine Fähigkeiten glauben und meinen Träumen folgen soll.  

So verließ ich mit 21 Jahren meine Heimatstadt Flensburg und den hohen Norden, um in Augsburg, meiner zukünftigen Wahlheimat, mit der schwäbischen Lebenskultur konfrontiert zu werden. Was für ein Unterschied! Doch ich boxte mich durch, immer begleitet von dem Wunsch, meinen Lebensunterhalt mit Tanz zu verdienen.

Den Traum, als Tänzerin ein Engagement am Theater zu bekommen, musste ich früh begraben. Meine Körpergröße stand mir im Weg und sicherlich auch die fehlende tänzerische Ausbildung an einer Hochschule für künstlerischen Tanz.

Doch Aufgeben war auch keine Option. Ich suchte mir unterschiedliche Jobs von Kinderbetreuung bis Taxi fahren, die mir die zeitliche Flexibilität gaben, um täglich zu trainieren. Ich hatte immer einen gesunden Glauben an meine Fähigkeiten und ich wußte auch, wie ich meine Ziele erreichen konnte.

Es sind die Stellschrauben, auf die sich auch das Konzept der Selbstwirksamkeit bezieht. Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten, in bestimmten Situationen erfolgreich zu handeln und gewünschte Ergebnisse zu erzielen.

 

Selbstwirksamkeit kann als Prozess betrachtet werden, der sich dynamisch und kontinuierlich vollzieht.

Meine berufliche Entwicklung war definitiv ein Prozess. Ich hatte das Glück einen Ballettmeister kennenzulernen, der meine Fähigkeiten wertschätzte und der mir die Möglichkeit eröffnete, eine eigene Schule für künstlerischen Tanz zu eröffnen. Da war ich gerade einmal 24 Jahre alt. Doch ich wusste vom ersten Tag, dass dies genau das war, was ich machen wollte.

Ich wollte Tanz an Kinder und Jugendliche vermitteln. Mit einem hohen professionellen Anspruch, damit der Weg in eine künstlerische Laufbahn ermöglicht werden konnte.  

Ich suchte mir Mentoren, die mich über Jahre auf meinem Weg begleitet, meine professionelle Entwicklung gefördert haben. 

Ich bin viel gereist. Durch Europa aber auch nach Amerika. Das war zu der damaligen Zeit  die einzige Möglichkeit, zu den besten Tanzpädagogen zu kommen und mit ihnen zu arbeiten.

 

Wichtige Aspekte meiner persönlichen Selbstwirksamkeit waren:

  • Erfahrungen sammeln, durch Beobachtung und durch das Bewältigung von Aufgaben 
  • Inspiration durch Mentoren
  • Selbstreflexion und gutes Selbstmanagement
  • Kontinuierliches Lernen und Entwicklung
  • Unterstützende Netzwerke

 

Beide Konzepte geben sich die Hand

Selbstfürsorge kann die Selbstwirksamkeit unterstützen, indem sie das allgemeine Wohlbefinden verbessert und somit die Grundlage für das Vertrauen in die eigene Fähigkeiten schafft.

Umgekehrt kann eine starke Selbstwirksamkeit dazu beitragen, dass man Selbstfürsorgepraktiken konsequenter umsetzt.

Im Sturm der eigenen Gefühle

Während ich beruflich eine wunderbare Entwicklung nehmen konnte, war mein Privatleben dagegen sehr schwierig. Das ist wohl auch der Preis den man zahlt, wenn man sich auf eine Sache sehr stark fokussiert. Andere Lebensbereiche rücken zwangsläufig in den Hintergrund.

Die Geburt meines Sohnes war für mich damals das größte Glück und gleichzeitig die größte Herausforderung, da ich mich vom Vater meines Sohnes noch während der Schwangerschaft getrennt hatte. 

Ich habe mich oft gefragt, wie mein Leben und vor allem das Leben meines Sohnes verlaufen wäre, wenn ich glücklich in der Beziehung gewesen wäre und ich mich nicht getrennt hätte.

Ich fühlte mich oft mit den Alltagssituationen überfordert, da ich alles alleine bewältigen musste. Meine Familie konnte mich, aufgrund der Entfernung, nur phasenweise unterstützen.

Es war schwierig, denn ich musste mir ein neues Unterstützungsnetzwerk aufbauen.  

 

Ich habe die Herausforderungen angenommen und mit all meinen Möglichkeiten gemeistert.

Nach vielen Jahren in Bayern kam jedoch der Wunsch auf, wieder in den Norden zu ziehen.

So vollbrachte ich den großen Spagat und zog mit meinem Sohn nach Hamburg. Mein Sohn machte dort seinen Schulabschluss und ich pendelte wöchentlich zwischen Bayern und Hamburg hin und her.

Das war ein hohes Stresspensum und dies hinterließ auch einige Stressspuren.

 

Doch die größte Herausforderung sollte noch auf mich zukommen. 

 

Die Auswirkungen psychischer Erkrankungen sind enorm und beinhalten oft den Verlust der Arbeitsfähigkeit, die Fähigkeit zur Selbstversorgung und das Führen stabiler Beziehungen.

Von all diesen Statistiken habe ich erst erfahren, als ich anfing, meinen Sohn zu begleiten, der von einer psychischen Krankheit betroffen ist.

Es hat sich mir ein gigantisches Feld eröffnet, welches nicht nur aus dem Leid der Betroffenen besteht, sondern mir auch die große Zahl der Angehörigen deutlich gemacht hat, die als Begleiter*innen großartige Unterstützungsarbeit leisten.

 

In Deutschland sind laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (DGPP) etwa 17,8 Millionen Menschen von psychischen Erkrankungen betroffen, was nahezu einem Viertel der Bevölkerung entspricht. Angststörungen sind die häufigsten psychischen Erkrankungen, gefolgt von affektiven Störungen wie Depressionen (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, 2023). 

 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit als einen Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur als das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.

Diese Definition macht deutlich, dass es um mehr als nur die Bekämpfung einer Diagnose geht; es geht um ein umfassendes Verständnis von Gesundheit, das täglich in Erinnerung gerufen werden sollte.

 

Selbstfürsorge spielt eine entscheidende Rolle, um den Raum von Glücksempfindungen und Lebenszufriedenheit aufrecht zu erhalten. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass mein eigenes Wohlergehen, trotz aller Umstände, entscheidend dafür ist, meinem Sohn als Unterstützung zur Verfügung zu stehen. Das eigene Wohlbefinden zu vernachlässigen oder an den Umständen zu zerbrechen, hilft niemandem.

Selbstfürsorge bedeutet, sich bewusst Zeit für sich selbst zu nehmen, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und sich regelmäßig Erholungsphasen zu gönnen.

 

Selbstwirksamkeit ist auch hier ein weiterer wichtiger Aspekt. Es stärkt das Gefühl der Kontrolle und Handlungsfähigkeit und fördert so das eigene Wohlbefinden.

Erschöpfung, Schuldgefühle, Schlafstörungen und Energieverlust sind oft Begleiterscheinungen, wenn man seinen psychisch erkrankten Angehörigen intensiv begleitet.

Diese Anzeichen sind jedoch auch Symptome einer depressiven Störung, was zeigt, wie schmal der Grat zwischen der Erkrankung eines Angehörigen und der eigenen Belastungsgrenze sein kann.

Das ständige Überschreiten der eigenen Belastungsgrenze gefährdet die eigene Gesundheit. 

 

Auf der Suche nach Bewältigungsstrategien im Umgang mit meinem Sohn und meiner zu erhaltenen Arbeitsfähigkeit, kam ich immer wieder mit dem Konzept der Resilienz in Berührung.

Resilienz bezieht sich auf die Fähigkeit, sich von Rückschlägen, Stress und schwierigen Lebenssituationen zu erholen und gestärkt daraus hervorzugehen. 

Zu den Komponenten der Resilienz gehören neben Optimismus, Flexibilität, emotionale Regulation, Problemlösefähigkeit auch die Selbstwirksamkeit

Bei den Faktoren, die die Resilienz fördern, findet sich neben der sozialen Unterstützung, positive Beziehungen, Ressourcen und Zugang zu Hilfe auch die Selbstfürsorge.

 

Ich fing an, mich mit dem Thema der  "Resilienz" intensiv zu beschäftigen.

Erst einmal für mich ganz persönlich, damit ich in eine bessere Verarbeitung der Lebensumstände kommen konnte und über die Zeit auch, um anderen Menschen in Trainings und Beratung eine Unterstützung bieten zu können.

Ich zog mich als Konsequenz aus der Tanzvermittlung in die Leitungsfunktion meiner Schule zurück, um mich gezielt im Bereich der Resilienz und im Coaching ausbilden zu lassen. 

Auf diese Weise hat sich mein Repertoire an Möglichkeiten erweitert und dafür bin ich sehr dankbar.

 

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum.

In diesem Raum liegt die Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“

Steven Covey

Belastungen im Arbeitsumfeld

Beruflich selbständig zu sein, hat mir nie etwas ausgemacht. Ganz im Gegenteil, ich habe die Freiheit, eigene Entscheidungen treffen zu können, sehr genoßen.

Ich hatte auch nie Angst vor dem Scheitern. Ich habe mir immer gesagt, dass sich etwas Neues ergeben wird, wenn es nicht mehr weitergeht. Mein Vertrauen, welches ich in mich hatte, war stark. 

Im Laufe der Jahre ist meine Schule gewachsen und ich merkte, dass es Zeit war, andere Lehrkräfte mit ins Boot zu holen. Ganz allmählich formte sich ein Team. 

Das veränderte natürlich auch meine Position. Plötzlich war ich nicht mehr nur für mich verantwortlich, sondern für ein ganzes Team. Das ist ein Unterschied, der nicht zu unterschätzen ist.

Ein Team zu formen, das gut miteinander harmoniert, kann Jahre dauern. Zumindest kann ich das aus eigener Erfahrung sagen.

Auf die Schwierigkeiten, mit denen ich konfrontiert wurde, werde ich in einem anderen Blogartikel eingehen.

 

In meinen Trainings arbeite ich mit Menschen aus unterschiedlichen Berufen und es 

zeigt sich immer wieder, wie vielfältig die Herausforderungen sein können und wie viele Menschen davon betroffen sind.

Was nicht vergessen werden sollte ist die Tatsache, dass Stress und herausfordernde Situationen das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit beeinflussen können.

 

Häufige Belastungen im beruflichen Leben

  • Hohe Arbeitsbelastung: Übermäßiges Arbeitsvolumen, straffe Zeitpläne und häufige Deadlines können zu Stress führen und das Gefühl von Überforderung verstärken.
  • Zeitdruck: Eng gesetzte Fristen und Erwartungen an schnelle Ergebnisse können Druck und Stress verursachen.
  • Konflikte am Arbeitsplatz: Auseinandersetzungen mit Kollegen, Vorgesetzten oder Kunden können belastend sein und das Arbeitsklima negativ beeinflussen.
  • Ungünstige Arbeitsbedingungen: Physische Faktoren wie Lärm, schlechte Beleuchtung, unzureichende Arbeitsplatzgestaltung oder ungesunde Arbeitsumgebungen können Stress verursachen.
  • Ungewissheit und Veränderungen: Ständige Veränderungen im Unternehmen, Unsicherheit über die Zukunft oder Umstrukturierungen können Unsicherheit und Stress verursachen.
  • Mangelnde Unterstützung und Ressourcen: Fehlende Unterstützung seitens des Managements, unzureichende Ressourcen oder mangelnde Schulungen können die Arbeitsbelastung erhöhen und Frustration verursachen.
  • Schwierige Kunden oder Klienten: Interaktionen mit anspruchsvollen oder unzufriedenen Kunden können emotional belastend sein.
  • Mangelnde Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben: Schwierigkeiten, Arbeit und persönliche Verpflichtungen zu vereinbaren, können zu Stress und Unzufriedenheit führen.
  • Rollenkonflikte: Inkonsistente oder widersprüchliche Erwartungen in Bezug auf die Rolle und Verantwortlichkeiten können zu Unsicherheit und Spannungen führen.
  • Gesundheitsrisiken: Berufe, die mit hohem physischen oder emotionalen Risiko verbunden sind, können langfristige gesundheitliche Auswirkungen haben und belastend sein.

Diese Belastungen können individuell oder kombiniert auftreten und variieren je nach Arbeitsumfeld, Branche und persönlicher Arbeitsweise.

Doch auch das Privatleben kann einen Menschen vor sehr große und meist emotionale Herausforderungen stellen. Dies wird oft unterschätzt und es wird auch kaum darüber geredet.

Wenn dann mehrere Faktoren zusammenkommen, die nur noch schwer zu verarbeiten sind, ist das Wohlbefinden nicht mehr gegeben und die Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Darüber hinaus kann es zu psychischen Belastungen kommen, die die eigene Gesundheit gefährden. 

Hier ist ein hohes Maß an Selbstfürsorge gefragt.

 

In meinem Blog möchte ich unterschiedliche Blickwinkel ausleuchten, die sich auf die Konzepte der Selbstfürsorge und Selbstwirksamkeit beziehen. Die Querverbindung zum Konzept der Resilienz ist hier bewusst gewählt.

 

Wenn ich mit meinen Beiträgen, Trainings und Coachings Impulse geben kann, freue ich mich nicht nur sehr, sondern es gibt meiner Arbeit zusätzlich Erfüllung und Sinn.

 

Quelle:

Mauritz S. (2019). Immun gegen Probleme, Stress und Krisen. Wie unser Leben gelingen kann. Offenbach: GabelVerlag

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