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Kindertanz für die Altersstufe 3-4 Jahre

 

Wenn du als Trainer bzw. Trainerin noch am Anfang der beruflichen Laufbahn stehst, kann das Unterrichten von Kindern im Alter von 3-4 Jahren eine große Herausforderung darstellen. 

Du hast es mit einer Zielgruppe zu tun, die keine Vorstellung davon hat, was Tanzunterricht bedeutet. Meist führt der natürliche Bewegungsdrang des Kindes dazu, dass Eltern es zu deinem Unterricht anmelden.

 

Die Besonderheiten der Zielgruppe

Kinder brauchen Bewegung und Kinder haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang.

Zu beachten ist, dass sich die Kinder noch im Wachstum befinden und sich dadurch eine Vielzahl von physischen, psychischen sowie psychosozialen Veränderungen und Entwicklungsbesonderheiten ergeben.

Die Wachstumsgeschwindigkeit ist im 1. Lebensjahr am größten und erreicht im Vorschulalter relativ stabile Werte (Weineck, 2007, S. 346).

Das ist auch der Zeitpunkt, wo sich in den elementaren motorischen Fertigkeiten eine grundsätzliche Verbesserung und Stabilität zeigt.

 

Es ist also wichtig, dass du, als einen ersten Schritt, einen groben Überblick darüber bekommst, was die Kinder in dieser Altersstufe alles schon leisten können.

 

Nachfolgend werden einige Bewegungsformen aufgeführt, die Kleinkinder bis 3 Jahre erwerben:

 

  • Gehen, Laufen, Rennen
  • Treppen steigen (wobei sie sich hierfür noch Festhalten müssen)
  • Balancieren, Hochsteigen
  • Hüpfen vorwärts, rückwärts, Springen
  • Auf einem Bein stehen
  • Klettern
  •  Kriechen, Wälzen, Rollen, Schwingen
  • Anfänge des Fangens und Werfens
  •  Schieben, Ziehen

 

Verschiedene Bewegungsdimensionen hast du dabei immer im Fokus, die du in deinem Unterricht festigen und entwickeln kannst:

  •  Die Ausdauer
  • Die Kraft
  • Die Schnelligkeit
  •  Die Beweglichkeit
  •  Das Gleichgewicht

 

Wenn das Kind also die Möglichkeit bekommt, sich genügend zu bewegen, findet eine Leistungssteigerung statt, die Bewegungsabläufe verbessern sich und das Kind ist in der Lage in unterschiedlichen Situationen Bewegungen anzuwenden.

 

Deine Aufgabe als Tanzpädagoge und Tanzpädagogin besteht nun darin, altersgerechte Bewegungseinheiten für deinen Tanzunterricht zu entwickeln.

Sozusagen ein eigenes Unterrichtskonzept entstehen zu lassen.

Bei der Entwicklung deines eigenen Konzepts sollte dich der Grundgedanke leiten, dass Kinder eine Aktivierung ihrer Sinne benötigen. Grob- und Feinmotorik haben viel mit Wahrnehmung und Denken zu tun. Wer den Raum um sich herum und seinen Körper gut wahrnimmt, kann sich auch sicher bewegen.

 

 

Dies bedeutet, dass du viel Abwechslung in deinen Tanzunterricht mit Kleinkindern bringen solltest. Lernprozesse in der Kindheit prägen die Entwicklung des Gehirns.

Indem du also immer wieder unterschiedliche Reize setzt, kann sich auf diese Weise auch das Gehirn gut entwickeln.

Lernen auf neurophysiologischer Ebene ist vereinfacht ausgedrückt, die Entwicklung und Ausdifferenzierung häufig benutzter Netzwerkverbindungen von Nervenzellen und die Verkümmerung jener Verbindungen, die nicht oder kaum benutzt werden.

 

Diesbezüglich kannst du dir folgenden Merksatz einprägen: „Use it or loose it“

 

Neben dem Bewegungslernen fügen sich aber auch andere Lernerfahrungen mit ein.

Lernen ist ja auch immer eine Interaktion mit der Umwelt.

Als einen wichtigen Schritt muss ich mich also fragen, was ein Tanzunterricht mit kleinen Kindern leisten kann. Nur wenn ich mir immer wieder diese Fragen stelle, werde ich herausfinden, wo meine persönlichen Stärken liegen und was dementsprechend mein Schwerpunkt im Unterricht sein wird.

 

Was kann ein Tanzunterricht mit Kleinkindern leisten?

  •  In erster Linie die Vermittlung von der Freude und dem Spaß an Bewegungselementen
  • Die Gemeinschaft in einer Gruppe erleben
  • Das Selbstwertgefühl stärken durch das Meistern von Bewegungsaufgaben
  • Das Verbessern der Kommunikation
  • Soziale Aspekte wie das Lernen der Rücksichtnahme auf andere Kinder

 

Um etwas mehr Klarheit und Struktur für die Arbeit zu bekommen, unterteile ich diese Zielsetzungen in Körperliche ZieleKognitive Ziele und Soziale Ziele

 

Körperliche Ziele

  • Sicherheit im Umgang mit dem Körper
  • Gleichgewichtsübungen
  • Koordination einzelner Körperteile – Beine/ Arme rechts/links
  • Übungen zum Tanzen
  • Übungen zum bewussten Wahrnehmen der Stimme
  • Rhythmik Übungen 
  • Arbeit an den Bewegungsdimensionen – Gleichgewicht, Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit
  • Verknüpfung von Sprache und Bewegungselementen

Kognitive Ziele

  •  Förderung sensorischer Fähigkeiten (Tasten, Gleichgewicht, Bewegungsempfinden,  Hören, Sehen) durch die Auseinandersetzung mit vielfältigen Sinnes - und Umwelteindrücken
  • Entwicklung von Phantasie und Kreativität durch die Herausforderung kindlicher Bewegungsideen
  • Entdecken von Regel- und Gesetzmäßigkeiten in der Auseinandersetzung mit der räumlichen und dinglichen Umwelt
  •  Entdecken von Problemlösestrategien durch den Umgang mit Bewegungsalternativen

Soziale Ziele

  •  Das Miteinander in einer Gruppe lernen
  • Förderung von Teamgeist und Kooperation bei gemeinsamen Bewegungsaufgaben
  • Regeln verstehen und einhalten lernen
  • Streitkultur und Konfliktfähigkeit ausbauen (miteinander Kompromisse und Regeln aushandeln)
  • Sich zurücknehmen können
  •  Verantwortung für andere oder die gemeinsame Bewegungsaufgabe übernehmen
  • Üben von Rücksichtnahme und Fairness

 

Welche Inhalte passen in einen Tanzunterricht mit Kleinkindern?

  • Gelenkte Tanz/ Bewegungsgeschichten
  • Sprachlich gesteuerte Bewegungsausführung
  • Rhythmik Schulung durch Klatschen, Stampfen und Stimme
  • Geräusche - Lautbildung
  • Singtänze
  • Bewegungsaufgaben – allein oder mit Partner
  • Improvisation
  • Raumebenen bewusst wahrnehmen
  • Raumorientierung – Raum- und Bewegungsformationen

Hier findest du den passenden Podcast zum Thema

Der Unterschied zwischen Didaktik und Methodik

Ein eigenes Unterrichtskonzept zu entwickeln ist letztlich gar nicht so schwer.

Denn wenn dir die Bewegungsmöglichkeiten deiner Zielgruppe bekannt sind und du deine persönlichen Stärken kennst, lässt sich darauf aufbauend auch eine Zielsetzung für deinen Unterricht entwickeln.

Zwei Begriffe werden bei der Auseinandersetzung und dem Erstellen eines Unterrichtskonzepts immer wieder genannt.

Es sind die Begriffe der Didaktik und der Methodik.

Was bedeuten denn nun diese Begriffe?

 

Didaktik ist die Auseinandersetzung mit dem Was in der Unterrichtspraxis.

Welche Lerninhalte sollen vermittelt werden, was wird wann geplant und durchgeführt. 

Auch die Evaluation und Reflexion gehört in diesen Prozess

 

Die Methodik beschäftigt sich mit dem Wie in der Unterrichtspraxis.

Wie können die Kinder die Lernziele am besten erreichen. Welche Mittel wende ich für den Lernprozess an. 

 

Über mögliche Lernziele haben wir schon gesprochen. Nachfolgend möchte ich dir noch einige methodische Hilfestellungen auflisten. Gerade in der Arbeit mit den kleinen Kindern sind diese sehr hilfreich und du solltest sie unbedingt in deinem Unterricht einsetzen.

 

 

Methodisch Hilfestellungen

  • Blickkontakt halten
  • Spiegelverkehrt die Übungen zeigen 
  • Die Kinder beobachten und die Bedürfnisse einordnen – brauchen sie mehr oder weniger Bewegung
  • Hauptanteil sind gelenkte Übungen 
  • Übungen sollten in eine Bildsprache eingebunden sein
  • Wenige Übungen, die das reine Ausführen von Schritten beinhaltet – Sprünge zum Beispiel über ein Seil, mit dem Bild von einem Wassergraben, der übersprungen wird 
  • Mit Requisiten arbeiten
  • Vom Einfachen zum Schweren – einzelne Schritte nach und nach mit anderen verbinden
  • Vom langsamen zum Schnellen
  • Von wenig Kraftaufwand zu größerem Kraftaufwand

Mit diesem Artikel konnte ich dir hoffentlich ein wenig aufzeigen, was du beachten solltest, wenn du dich auf einen Unterricht mit der Altersgruppe 3-4 Jahre vorbereitest. Ich erhebe diesbezüglich natürlich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Es sind Einblicke aus meiner persönlichen Arbeit.

Wenn du dich mit all diesen Überlegungen und Faktoren bewusst auseinandersetzt und dich gründlich mit der Altersstufe beschäftigst, dann wird dir sicherlich auch die Konzeption für deinen eigenen Unterricht mit Kleinkindern gelingen.

 

Literatur: J. Weineck - Sportbiologie

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Linda (Mittwoch, 14 Oktober 2020 17:40)

    Sehr interessant

  • #2

    Sylke (Mittwoch, 14 Oktober 2020 19:03)

    Dankeschön, liebe Linda