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Vier Bausteine, die deinen Tanzunterricht auf den nächsten Level heben!

Wie schülerzentrierter Unterricht gelingen kann

Wenn du als Tanztrainer*in als Tanzpädagog*in ausgebildet wirst, dann liegt dein persönlicher Schwerpunkt innerhalb der Ausbildung oft in der Verbesserung der eigenen, tänzerischen Fähigkeiten auch wenn das Lehren und Unterrichten, also die pädagogischen Fächer, in der Ausbildung grundsätzlich ja den Fokus bilden.

 

Ich finde das sehr nachvollziehbar, denn das Tanzen ist etwas unglaublich Individuelles und mit der eigenen Persönlichkeit so stark verknüpft, dass die Konzentration auf sich selbst und die eigene Entwicklung schlicht und ergreifend einen großen Raum einnehmen.

 

Tanzen dient als Ausdrucksmittel, wird Teil oder ist Teil der eigenen Identität und für viele ist die Ausbildung zum Tanzpädagogen zur Tanzpädagogin die Hintertür, um möglicherweise doch noch als Tänzerin oder Tänzer arbeiten zu können.

Je nach Tanzstil und Begabung ist dies auch nicht unwahrscheinlich und ich kenne einige Personen, die diesen Weg geschafft haben.

 

Beginnt dann doch eines Tages, für den Einen früher, für den Anderen später das Unterrichten von Tanzstilen, dann kann man auch sagen, dass ein neuer Abschnitt beginnt.

Es geht jetzt nicht mehr um dich, sondern um deine Schüler*innen.

 

Ja, und im besten Fall hast du die Ambitionen, sie dahin zu bringen, wo du vielleicht schon warst. Auf der professionellen Tanzbühne.

Sagen wir es einmal so, nicht jeder deiner Schüler*innen wird diesbezüglich Profi werden.

Aber deine Einstellung zu ihnen sollte hochprofessionell sein und deine Arbeitsweise so, dass die Schüler*innen den jeweiligen Tanzstil verstehen, ihn nachvollziehen, ihn selbständig reproduzieren können. Mit dem Ziel, dass sie in die Lage versetzt werden, unabhängig von deiner Tanzschule, das Gelernte anzuwenden.

 

Dein Anspruch sollte so sein, dass du mit deiner Arbeit die besten Grundlagen schaffst, damit alles möglich wird, was sich deine Schüler*innen wünschen. Die Tanzschule ist ein Ort, wo die Schüler*innen nicht nur geistig, durch einen Lerninput, sondern vor allem auch sozial wachsen.

So zumindest als Vision!

 

In der Pädagogik geht es um Bildung, um Erziehung und das Lernen. Auch in der (Tanz) Pädagogik sind diese übergeordneten Ziele vorhanden.

Wenn du unterrichtest ist es somit essentiell, sich nicht nur mit den Inhalten, also den verschiedenen Tanzstilen, Techniken und dem Körper zu beschäftigen, sondern vor allem auch um das WIE!

 

Wie trete ich den Schüler*innen gegenüber, welche Grundhaltung nehme ich ihnen gegenüber ein.

Wie kann der Prozess des Lernens gelingen?

Wie kann ich meine Schüler*innen individuell fördern?

Wie kann ich ihnen vermitteln, dass auch und vor allem sie es sind, die die Verantwortung für ihr persönliches Lernen übernehmen.

Schließlich ist Lernen ein individueller Prozess und wir als Tanztrainer*innen treten diesbezüglich nur als Vermittler auf.

 

Humanistische Denkrichtungen, denen ich mich ebenfalls verbunden fühle, orientieren sich in ihrem Handeln an den Werten der Autonomie, Verantwortlichkeit, der Kreativität, dem Wachstum und der Liebe, um hier einige zu nennen.

Überträgt man die Werte auf den Unterricht, sollte dieser lernorientiert, hilfreich und unterstützend sein.

 

Es geht im Wesentlichen um Interaktion mit den Schüler*innen und um deren Selbstverwirklichung.

Als Tanztrainer*in schaffst du in deinem Unterricht den Rahmen dafür. Natürlich in einem ganz speziellen Bereich. Aber für viele deiner Schüler*innen ist es eines der wichtigsten persönlichen Bereiche. Die Arbeit mit dem eigenen Körper. So, wie es auch für dich gewesen ist oder im besten Fall noch ist.

 

So wie man das professionelle Tanzen nicht über Nacht lernen kann und viele Jahre dafür ins Land gehen, verhält es sich auch mit der Tanzpädagogik.

Ein guter Lehrer zu werden, ist ein Entwicklungsprozess.

Es braucht Zeit.

Durch Erfahrungen, durch gezielte Weiterbildungen und natürlich und vor allem durch den eigenen Wunsch immer besser zu werden, verändert sich das Verständnis für die eigene Arbeit.

 

Werfen wir jetzt einen Blick auf die Unterrichtssituation, unabhängig von Tanzstil, Alter oder organisatorischem Setting.

 

Der Pädagoge Werner Loch ( der leider nicht mehr lebt), hat für Unterrichtssituationen folgende vier Fähigkeiten herausgearbeitet, die für einen erfolgreichen Unterricht Grundbausteine darstellen. Es sind dies die:

 

1. Aktivierungsfähigkeit

2. Darstellungsfähigkeit

3. Kontaktfähigkeit

4. Bestärkungsfähigkeit 

 

Die einzelnen Komponenten grenzen sich nicht trennscharf voneinander ab, sondern gehen fließend ineinander über.

Um die einzelnen Komponenten zu betrachten und zu durchleuchten, hilft es dennoch, diese Trennung einmal vorzunehmen.

Es hilft, um die einzelnen Grundformen des Pädagogischen Handelns zu erfassen.

 

Warum also gerade diese und wie übersetze ich dies für meinen Tanzunterricht?

Fange ich also einmal bei der Aktivierungsfähigkeit an.

 

Aktivierungsfähigkeit

Dein Unterricht sollte immer ein Ziel haben, sollte also einen Sinn haben. Schließlich möchtest du ja, dass deine Schüler*innen durch dich ihre Fähigkeiten verbessern, dass sie ihre persönlichen Wünsche erreichen.

Daher musst du in der Lage sein, sie in die Bewegung zu bringen.

Wenn du deinen Schüler*innen Schrittmaterial vermitteln möchtest, musst du sie also zuerst einmal aktivieren, sie sozusagen auf den zu erlernenden Schritt aufmerksam machen. Klingt logisch und einfach, denn die Schüler*innen kommen ja bewusst zu dir in den Unterricht. Sie werden ja nicht gezwungen. Sie erwarten also dementsprechend, dass sie Schritte, das sie das Tanzen bei dir lernen.

Ja, aber.....

Die jüngeren Schüler*innen kommen in den Raum, fangen an zu Toben und würdest du nichts unternehmen, würde sich an der Situation wahrscheinlich lange nichts ändern. Irgendwann würde es wahrscheinlich etwas ruhiger werden und die Schüler*innen würden dich fragend ansehen, mit einem Blick, der da sagt: „Und was machen wir jetzt?“

Das habe ich alles schon erlebt und auch bewusst getestet. Wann stoppen die Kinder, wann sind sie bereit für eine Lernphase. Spannend! Probiere es einmal aus, wenn du es aushältst, das Toben unbegrenzt zuzulassen.

 

Du bist also in jedem Fall die Person, die den Masterplan hat, bzw. von der man erwartet, dass sie ihn hat. Du bist die Person, die den Unterricht startet.

 

Der Einstieg in die Stunde ist enorm wichtig.

Frag dich im Besonderen:

·      Wie ist deine Stimmung?

·      Ist sie positiv und überträgt sich diese auf die Schüler*innen?

·      Kannst du unruhige, ängstliche Kinder beruhigen?

·      Kannst du Lernbereitschaften erzeugen bzw. daran anknüpfen?

 

Wenn dir der Einstieg gelungen ist, wie geht es dann weiter? Wie gehst du vor? Was sollen deine Schüler*innen lernen? Vor allem, wie vermittelst du die Inhalte?

Und damit sind wir auch schon beim nächsten, wichtigen Punkt.

Gestaltungsfähigkeit

Unabhängig vom Lehrinhalt, ob ich nun Klassisches Ballett, Hip Hop, Zeitgenössischen Tanz, Gesellschaftstanz usw. unterrichte, gibt es für alle Stunden einen gemeinsamen Nenner.

Es ist das Zeigen der Inhalte, welches in den Mittelpunkt rückt. Das Zeigen ist das Gemeinsame, was alle Lehrende zentral verbindet.

Variabel und unterschiedlich sind die Inszenierungen, die sich um diesen Kern, um das Zeigen drehen.

Sind dir deine unterschiedlichen Vermittlungsformen, die du in deinem Unterricht verwendest, bewusst?

Wie sprichst du deine Schüler*innen an, mit welchen Worten erklärst du, wie gestaltest du deinen Unterricht?

Gibst du genügend Beispiele, bildet das Üben einen Schwerpunkt? Kannst du Inhalte zusammenfassen und repräsentative Beispiele geben? Wie vollziehen sich deine Anweisungen und wie reagierst du auf das Verhalten, die Ausführungen deiner Schüler*innen?

Lässt du einen interaktiven Austausch zu, gestattest du Fragen sozusagen als Umkehrung des Zeigens?

All diese verschiedenen Aspekte sind Kernelemente deines Unterrichts.

 

Lernen vollzieht sich nicht direkt. Es ist ein selektiver Prozess jedes Einzelnen.

Lehnt ein Schüler eine Schülerin dein Lernangebot, deinen Unterrichtsinhalt ab, dann musst du es akzeptieren und bestenfalls nach einem anderen Weg der Vermittlung oder nach anderen Inhalten suchen. Diese pädagogische Differenz, wie Prange und Strobel-Eisele (Die Formen des pädagogischen Handelns, 2015) es bezeichnen, findest du immer vor.

 

Die maßgebliche pädagogische Handlungsform im Unterricht ist das Gespräch. Es dreht sich ja immer um ein Thema, in diesem Fall das Tanzen, welches man gemeinsam ausführt.

Von daher ist die Notwendigkeit in einen guten Kontakt zu kommen, um eine gemeinsame Basis für den Unterricht zu schaffen, essentiell.

Damit kommen wir zu einem weiteren, wichtigen Baustein. Die Kontaktfähigkeit.

 

Kontaktfähigkeit

Nur wenn ich es schaffe, in die Beziehung mit meinen Schüler*innen zu kommen, durch ehrliches Interesse und Wahrnehmung der Person, öffnet sich das gemeinsame Feld.

Von deinen Schüler*innen muss die Entscheidung für den Unterricht im Vorfeld gefallen sein. Sie müssen die Bereitschaft für den Unterricht mitbringen.

Aber was nützt ihre Motivation, wenn du sie nicht siehst, wenn du sie nicht wahrnimmst, nicht ansprichst. Im schlimmsten Fall gehen sie wieder.

Es liegt in deiner Verantwortung ein Gespür dafür zu entwickeln, dass jeder Schüler, jede Schülerin anders ist und aus einer ganz eigenen Welt zu dir kommt.

Signalisiere allen Schüler*innen dass du sie wahrnimmst. Durch Ansprache und Blickkontakt.

Findest du mit jedem Schüler, mit jeder Schülerin eine gute emotionale Grundlage, dann ist der Weg frei für eine gelingende Zusammenarbeit.

Vor allem, wenn diese auf Langfristigkeit ausgelegt sein soll.

Dann benötigt es eine sehr gute Interaktion.

Innerhalb dieser Interaktion kommen wir zum letzten wichtigen Baustein. Es ist dies die Bestärkungsfähigkeit.

 

Bestärkungsfähigkeit

Alle Schüler*innen brauchen Bestärkung, Lob und konstruktive, sachliche Kritik. Kritik nicht an der Person, sondern an dem Lernumstand. Ohne aufmunternde Worte und der Anerkennung für die eigene Leistung, entziehst du den Schüler*innen schnell die Motivationsgrundlage.

 

Schüler*innen sind hellwach, begeisterungsfähig und aktiv, wenn das eigene Erleben durch eine hohe, positive Aktivierung gekennzeichnet ist (Engeser, Vollmeyer, 2005).

 

Abschließend kann man sagen, dass du dir diese 4 Aspekte immer wieder vor Augen führen solltest.

Reflektiere deine Arbeit ernsthaft.

Dann kommen nicht nur deine Schüler*innen in einen begeisterten Zustand, sondern es entsteht ein positiver Unterrichts „Flow“, der sehr tragfähig ist und zu langfristigem Erfolg in deiner Unterrichtstätigkeit führt.

 

 

Hier kannst du den Inhalt nochmal als Podcast anhören.

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