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Wie ein voller Methodenkoffer für abwechslungsreiche Tanzstunden sorgt!

Von "Null" zu deinem eigenen Kindertanzkurs - Folge 4

Wenn wir mit Kindern tanzen und unser Unterricht zielgerichtet geleitet werden soll, müssen wir uns eine Struktur aufbauen. Diese Struktur muss einerseits an die Bedürfnisse der Kinder angepasst und andererseits so flexibel sein, dass wir situativ reagieren können. Auch wenn ich mit einer festen Kinderklasse arbeite, also meine Schülerinnen und Schüler kenne, kann ich mich nicht auf wiederkehrende Stimmungslagen verlassen.

Jede Stunde ist anders, jede Woche beginnt sozusagen ein neues Abenteuer.

Die emotionalen Tagesstimmungen haben großen Einfluss auf den Verlauf der Stunde und sollten auf gar keinen Fall unterschätzt werden.

Daher ist es notwendig, dass die Begrüßung am Anfang der Stunde, nicht als ein notwendiges Ritual angesehen wird, sondern vor allem dafür genutzt wird, um immer wieder neu eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen.

Die Begrüßung dient somit als Schlüssel zu einer, bzw. deiner erfolgreichen Unterrichtseinheit.

 

Die Begrüßung ist nicht nur ein Einfaches „Hallo“!

Die Begrüßung dient der pädagogischen Beziehung von dir als Kursleitung zu den Kindern.

Doch was bedeutet dies überhaupt?

Es gibt verschiedene Definitionen diesbezüglich. Mein Ansatz ist, dass ich einen Lernprozess in Gang setzen möchte, dass ich Lernen ermöglichen möchte und dies im Kontext von Bewegung und Tanz. Ich schaffe einen Rahmen, indem sich die Kinder treffen und mit mir zusammenarbeiten können.

Stehen Lernprozesse im Mittelpunkt, spricht man in diesem Zusammenhang von einer pädagogischen Beziehung. Was uns als Tanztrainer/Innen dabei immer bewusst sein muss, ist die Tatsache, dass soziale Erfahrungen, die das Kind macht, im Gehirn verarbeitet werden und für biologische Reaktionen sorgen (Joachim Bauer, 2017).

Das bedeutet, dass das ehrliche Interesse am Kind, dass Zuneigung und Anerkennung für die Entwicklung des Kindes von großer Bedeutung sind, dass aber im gleichen Maße Ignoranz und Ablehnung einen Einfluss auf die kindliche Entwicklung haben.

 

Ich kann also die Begrüßung wunderbar dafür einsetzten, eine vertrauensvolle und geschützte Lernumgebung zu schaffen und sollte das auch unbedingt tun.

Das Kind kann sich unbekümmert bewegen und weiß, dass ihm nichts passieren kann, denn ich bin ja da.

Wenn dieses Grundvertrauen geschaffen ist, kann ich Lernprozesse beginnen. Dieser Rahmen muss aber gegeben sein und da man sich oft nur einmal die Woche trifft und Kinder durch Krankheit oder anderen Terminen einmal fehlen können, muss ich immer wieder neu an dieser Vertrauensbasis arbeiten.

 

Warum das Warm Up einfach sein sollte!

Der Bewegungsstart sollte immer durch ein Warm Up erfolgen. Die Vorbereitung auf den Unterricht, auf neue Schritte und Bewegungen geschieht nämlich genau in diesem Abschnitt. Das Warm Up sollte aber auch leicht zu erlernen sein und nicht aus komplexen Tanz- oder Schrittfolgen bestehen. Es soll Spaß machen, soll alle abholen und setzt sozusagen die Stimmung für den Unterricht.

Ein Warm Up drückt das aus, was die Kinder in erster Linie im Unterricht wollen. Spaß an der Bewegung haben. Gleichzeitig werden natürlich die Muskeln erwärmt und der ganze Körper aktiviert.

Einfaches Joggen am Platz, springen auf der Stelle, Schritte zur Seite, alles verbunden mit einer kleinen Geschichte reichen schon vollkommen aus, um die Kinder zu aktivieren und auf die Stunde einzustimmen. Und vor allem das Lachen nicht vergessen. Wenn du als Kursleitung selber Spaß an der Bewegung hast, überträgt sich das direkt auf die Kinder.

 

Das Lernen kann beginnen!

Wie eure Kindertanzstunde verläuft, hängt natürlich entscheidend davon ab, was für Zielsetzungen ihr diesbezüglich habt, welches Konzept ihr verfolgt. Für mich ist es wichtig, dass ich Grundlagen schaffe, die dann, wenn die Kinder 6 – 8 Jahre alt sind, ihnen eine gute Basis geben, um danach in die unterschiedlichen Tanztechniken, wie Klassisches Ballett, Zeitgenössischer Tanz oder Hip Hop usw. einzusteigen.

Dies bedeutet, dass ich verschiedene motorische Ziele verfolge, wie die Verbesserung des Gleichgewichts, der Kraft/Ausdauer, der Schnelligkeit und der Gelenkigkeit.

Die Kinder setzen sich mit den unterschiedlichsten Bewegungsdynamiken auseinandersetzen. Hierfür nutze ich die analytische Arbeit von Rudolf von Laban, der sich mit den elementaren Grundbewegungsthemen und Antriebsaktionen des Menschen auseinandergesetzt hat und somit eine wunderbare Quelle für das kreative Arbeiten mit Kindern bietet.

Zusätzlich orientiere ich mich aber auch an den Prinzipien des Klassischen Balletts und des Zeitgenössischen Tanzes, um den Kindern unterschiedliche Bewegungserfahrungen zu ermöglichen. Dabei geht es mir nicht um das Erlernen einer Technik, sondern um das Erleben von einer Gewichtsverlagerung, einer Balance, der Körperwahrnehmung und Körperhaltung, um den Wechsel von Anspannung und Entspannung, um einige Beispiele zu nennen.

Wesentlich ist zudem die Auseinandersetzung mit der Musik, den unterschiedlichen Musikrichtungen und Stilen.

 

Lernprozesse bewusst steuern!

Ausgehend von dieser Basis, setze ich mich immer wieder mit den neuesten Erkenntnissen der Lernforschung auseinander.

Viele Untersuchungen über Lehr-Lernprozesse zeigen auf, dass ein Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung effektives Lernen ermöglicht. Zudem sollten neue Inhalte in schon bestehendes Wissen eingefügt werden. Das bedeutet, wenn ich den Kindern einen neuen, herausfordernden Schritt beibringen möchte, dann erleichtere ich das Lernen, wenn ich diesen in eine schon bekannte und vor allem einfache Schrittfolge einbaue. Ich setzte einen bestimmten Fokus, lenke dort die Anspannung hin und ermögliche Entspannung durch bekanntes und schon oft wiederholtes Schrittmaterial.

 

Für mich gibt es drei starke Lernimpulse in der Stunde, die als Technikbausteine kennzeichne. Im ersten Technikabschnitt geht es um das Lernen erster Schritte und Isolationsübungen von Armen und Beinen. Im zweiten Technikbaustein lernen die Kinder Sprünge und raumgreifenden Bewegungen bzw. Schrittsequenzen und im dritten Technikbaustein geht es um die Umsetzung von großen Sprüngen durch die Raumdiagonale und das Erleben von den einzelnen Raumebenen.

 

Kinder können schon ganz gut einschätzen, ob sie etwas mit Leichtigkeit absolvieren können oder ob es ihnen schwerfällt. Die Bewegungserfahrungen, die sie in ihren jungen Jahren machen können, ist somit auch ein wichtiger Grundbaustein für das eigene Selbstvertrauen.

 

Tanzgeschichten geben kreative Impulse!

Sich frei entfalten zu können, Bewegungen auszuprobieren, die nicht bewertet werden, als falsch oder richtig, ist für die kindliche Entwicklung ein wichtiger Schritt. Nur so kann das Kind Grenzen kennenlernen, die erst einmal keine negative psychologische Auswirkung haben.

Scheitern wird nicht gleichgesetzt mit…ich kann etwas nicht – ich bin schlecht!

Es ist ein spielerisches Ausprobieren, bei dem die Tanztrainer/Innen wichtige Lernbegleiter sind. Schließlich haben sie die Aufgabe, Lernprozesse einzuleiten und zu steuern.

Es ist ein wichtiger Entwicklungsschritt, dass die Kinder die Möglichkeit bekommen, sich zu bewegen. Dies beeinflusst…“die Differenzierung einzelner motorischer Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie vor allem auch die Beziehung des Kindes zu seinem eigenen Körper.“ (Renate Fischer, 2019)

 

Die Improvisation, das Erleben und das Gestalten von Tanzgeschichten ermöglicht es, dem Bewegungsdrang des Kindes den notwendigen Raum zu geben.

Zudem hat das Kind die Möglichkeit, bewusst den Gestaltungsprozess mit Worten und Taten zu beeinflussen. Es ist ein wichtiger Baustein innerhalb der Stunde, um mit den Kindern ins Gespräch zu gehen und somit auch die Sprache als Instrument einzusetzen.

Inhalte von Tanzgeschichten können alle Alltagsthemen des Kindes sein aber natürlich auch Märchen, Jahreszeiten, Themen aus der Tierwelt uvm.

 

Vom Einzelschritt zum Tanz

Das Lernen von Bewegungen und Schrittmaterial in einem geschützten und geschlossenen Rahmen, ist der wichtige Start, um das Selbstvertrauen zu bekommen, das Gelernte einem größeren Publikum zu zeigen. Die Anerkennung von den Eltern, Geschwistern und Freunden zu bekommen, gibt dem Gelernten nochmal einen besonderen Stellenwert.

Es ist ein großer Schritt, plötzlich im Mittelpunkt zu stehen. Nicht jedes Kind schafft dies sofort. Manche Kinder brauchen für diesen Entwicklungsschritt sehr viel Zeit.

Daher bietet es sich auf jeden Fall auch an, einen Baustein im Unterricht zu haben, der genau dafür reserviert ist. Das Erlernen von Tänzen.

Auf diese Weise wird das einzelne Kind Teil eines großen Ganzen. Es muss sich mit einem Tanzpartner, einer Tanzpartnerin auseinandersetzen, muss Rücksicht üben, Kompromisse eingehen und sich selber trauen!

Für die Kinder sind dies wichtige soziale Lernprozesse.

 

Cool Down- Körperwahrnehmung und Verabschiedung

Viel ist in der Stunde passiert, viel wurde gelernt und ausprobiert. So dient der Schluss der Stunde dazu, einen Kreis zu schließen. Der Körper und letztlich auch der Geist, kann zur Ruhe kommen.

Das Cool Down ist dafür wunderbar geeignet. Kleine Wahrnehmungsübungen, Stretchings und das bewusste Verabschieden aus der Stunde, sind schöne Rituale dafür.

 

Das Erlebnis Kindertanz kann einen wunderbaren Einfluss auf die Entwicklung des Kindes nehmen. Dies muss einer Tanztrainerin, einem Tanztrainer immer bewusst sein. Besonders in dieser Altersstufe, wo die Kinder so empfänglich für das Lernen sind, kann ich mit guten Konzepten einen positiven Beitrag leisten.

Diese Chance sollte nicht vertan werden.

 

Hier kannst du die Folge auch als Podcast hören

Literatur

Renate Zimmer, Handbuch Sprache und Bewegung

Joachim Bauer, Wie wir werden, wer wir sind

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