Von "Null" zu deinem eigenen Kindertanzkurs - Folge 3
Wenn es um die Zielsetzungen in Kindertanz Kursen geht, lese oder höre ich sehr oft:
- Es geht um die Stärkung des Selbstwertgefühls
- Die Kinder sollen Lernen, mit Gefühlen umzugehen, wie zum Beispiel mit Unsicherheiten
- Die Kinder erfahren ein Miteinander in der Gruppe, zum Beispiel im Sinne von Teamgeist, Kooperation, Rücksichtnahme und Fairness
- Die Kinder lernen Regeln zu akzeptieren und natürlich auch einzuhalten
- Die Kinder bekommen Anregungen für Bewegungsideen und können so ihre Phantasie und Kreativität grundsätzlich entwickeln bzw. weiterentwickeln
- Wenn Bewegungsaufgaben anstehen, dann entdecken die Kinder, dass Bewegungsalternativen auch zum Ziel führen können
Vor allem aber werden körperliche Ziele genannt.
Denn Bewegung baut Bewegungsmangel vor, stärkt den Haltungsapparat und sorgt natürlich auch für ein allgemeines Wohlbefinden.
All dies natürlich gut strukturiert, also Didaktisch und Methodisch durchdacht und aufgebaut.

Auch ich verwende diese übergeordneten Zielsetzungen, um generell zu umschreiben, was ich in meinem Unterricht erreichen möchte.
Es ist wie eine Hülle, die ich über meinen Unterricht lege.
Das eigentlich Spannende vollzieht sich aber unter der Hülle!
Unter der Hülle geht es nämlich um die Umsetzung und da reichen leere Worthülsen, die durchaus gut gemeint sein können, nicht mehr aus.
Übergeordnete Ziele müssen in die Praxis umgesetzt, also in Schrittmaterial verpackt werden.
Dadurch werden Ziele greifbar gemacht und lassen sich natürlich auch auf die Anwendbarkeit überprüfen.
Was im Umkehrschluss auf die Trainerin/den Trainer zurückfällt und einer Beurteilung gleichkommt.
Wie gut kann etwas vermittelt werden bzw. wie effektiv ist der Unterricht?
Kommt sozusagen „etwas dabei heraus“ und lohnt sich die „Investition“ in diesen Unterricht.
Hier gibt es leider auch Stolperfallen, denn zu oft höre ich in der Praxis von Eltern – es soll einfach nur Spaß machen!! Das ruft ja dann leider auch all jene auf den Plan, die damit werben und Augenwischerei betreiben.
Und auf Eltern treffen, die dann bereitwillig in den Unterricht investieren. Sehr oft habe ich leider erleben müssen, dass das böse Erwachen erst viel später kommt meist im Sinne einer nicht mehr möglichen professionellen, tänzerischen Karriere.
Ich stimme ja grundsätzlich zu, dass Tanzen Spaß machen soll.
Denn in einer positiven Atmosphäre, kann ich mich entspannt fallen lassen, fühle mich angenommen, bekomme Zuwendung und Beachtung und ja, kann dann auch besonders gut Lernen.
Im Tanzunterricht gehört das Lernen ja nun einmal auch zum täglichen Brot dazu.
Es beginnt eine Reise von A nach B, das Erlernen von Tanzschritten, Tanzstilen, Formationen usw.
Bitte nicht planlos!
Wir Tanztrainerinnen/Tanztrainer, Tanzpädagoginnen/Tanzpädagogen und generell Trainerinnen/Trainer im Bereich Kindertanz haben eine Verantwortung und die Frage: „Was sollen die Kinder von mir lernen?“ darf nicht übersprungen werden.
Passiert dies, erlebt man einen Unterricht, der sehr beliebig mal diesen, mal jenen Inhalt hat.
Der aber keinem roten Faden folgt und dadurch natürlich auch nicht zu einem Ergebnis führt – außer, dass sich die Kinder auf unterschiedliche Weise bewegt haben.
Nun, dies gehörte ja auch zu einem übergeordneten Ziel und so ist es letztlich auch etwas, was ich als Ziel haben kann.
Ich finde, wenn dies der alleinige Ansatz ist, dass man den Kindern dann nicht gerecht wird. Besonders nicht in einer Entwicklungsphase, wo die Kinder ihre Umwelt entdecken wollen und dies mit einem riesigen Heißhunger nach neuen Erfahrungen.
Leider können Eltern, wie schon gesagt, oft sehr schwer zu beurteilen, was wirklich Qualität ist, besonders wenn es um die Altersgruppe 3 – 8 Jahre geht.
Mit einer klar formulierten Zielsetzung, die sich auch in praktischen Übungen darstellen lässt und vor allem Erfolgswege nachvollziehen lässt, kann ich mich als Tanztrainerin/Tanztrainer positiv und letztlich auch erfolgreich von der „Scheinwelt“ abgrenzen.
Das schafft Vertrauen!

Das Herausarbeiten eines Stufenplans, eines Lehrplans, eines Unterrichtsplans ist viel Arbeit.
Ich muss aus dem Verständnis, was meine Zielgruppe an Vorkenntnissen mitbringt, einen roten Faden entwickeln.
Ich muss ein konkretes Ziel vor Augen haben. Wohin möchte ich meine Schülerinnen/Schüler bringen?
In welchem Zeitraum soll dies passieren?
Was müssen meine Schülerinnen/Schüler dafür leisten?
Ist dies realistisch und letztlich - Was genau müssen sie tun?
Aus Grobzielen, Teilziele zu formulieren und diese in passendes Schrittmaterial und Bewegungsübungen umzusetzen, bedeutet letztlich und vor allem konkret zu werden.
Hier ein Beispiel, wie dies aussehen könnte:
Ich arbeite mit der Zielgruppe Kinder im Alter von 4-5 Jahren und ich möchte einen 10 Wochen Kurs entwickeln.
Ich finde im ersten Schritt alles heraus, was meine Zielgruppe ausmacht. Wie die körperliche und geistige Entwicklung in der Altersgruppe ist und welche Vorkenntnisse somit vorhanden sind.
Ich weiß dann zum Beispiel, dass die Kinder in der Lage sind, einfache Bewegungsschritte auszuführen.
Sie können vorwärts und rückwärts marschieren, können vorwärts und rückwärts laufen, können mit beiden Beinen geschlossen hochspringen, können über flache Gegenstände springen, um ein paar Beispiele zu nennen.
Jetzt kann ich, anhand dieses Wissens, anfangen, Ziele zu formulieren und zwar ganz konkret!
Ein Beispiel:
Ich möchte, dass die Kinder nach 10 Wochen vorwärts und rückwärts hüpfen können.
Die Basis ist das Marschieren, sind Vorkenntnisse, welche die Kinder mitbringen.
Der Hüpfersprung, also das Hüpfen von einem auf den anderen Bein in Bewegung vorwärts und rückwärts, ist für die Altersgruppe eine koordinative Herausforderung und braucht auf jeden Fall Entwicklungszeit.
Es ist jedoch auch realistisch, dass die meisten Kinder das Ziel nach 10 Wochen erreichen werden.
In der ersten Stunde lehre ich es als Einzelschritt und verwende dann von Stunde zu Stunde diesen in Verbindung mit anderen, schon bekannten und leicht durchführbaren Bewegungen.
Zum Beispiel lasse ich die Kinder erst einmal marschieren, um dann in den Hüpferschritt überzugehen.
Dieses einfache Beispiel soll aufzeigen, dass es nicht ohne Überlegungen geht, wenn ich die Kinder nicht überfordern möchte. Ich bette etwas Neues in Bekanntes ein. Ich gebe den Kindern so immer wieder einen Moment der Entspannung.
Etwas Neues zu Lernen setzt die Kinder erst einmal unter Anspannung, sozusagen unter Stress.
Macht das Kind eine positive Erfahrung in dieser Situation, bewältigt es zum Beispiel Aspekte aus der Übung und wird dafür belohnt, erfährt es die notwendige Anerkennung.
So kann das Kind motiviert in die nächste Lernphase eintreten.
Indem ich mittelfristige und langfristige Ziele setze und neue Übungen in einen längeren Lernprozess einbinde, haben die Kinder Zeit, durch das Üben, das Gelernte zu stabilisieren.

Lernen braucht Zeit!
Lernen braucht Zeit und jedes Kind hat ein anderes Lerntempo. Das muss ich in meinen Planungen berücksichtigen.
Das Schöne am Kindertanz ist, dass ich hier den Raum dafür habe.
Technisches Tanzen beginnt frühestens mit 8 Jahren.
Davor sollte es eine Grundlagenbildung sein. Mit ganz viel Spielraum und Entdeckungsmöglichkeiten für das einzelne Kind.
Auch die Grundlagenbildung ist zielgerichtetes Lernen und bedarf immer wieder eine kritische Reflexion der eigenen Unterrichtspraxis.
Die Voraussetzung für Lernerfolge sind positive Emotionen verbunden mit Interesse. In unserem Fall, das Interesse an Bewegung und Tanz bzw. die Lust am Tanzen.
Die Motivation etwas zu Lernen, wird ins Rollen gebracht. Erfolgreiches Lernen steigert die Motivation und so kommt ein Wechselspiel in Gang.
Bin ich mir als Trainerin/Trainer dieser Prozesse bewusst, dann kann ich gar nicht anders, als die Verantwortung für einen gut strukturierten Unterricht zu übernehmen.
Dann bewege ich mich auch im richtige Berufsfeld. Denn und jetzt schließt sich der Kreis - durch mein Wissen und Können sorge ich für Lerneffekte!
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