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Vertrauen ist die Mutter der Sorglosigkeit

Wenn Kinder zu dir zum Tanzen kommen, spielt natürlich das Thema, also das Tanzen eine vordergründige Rolle. 

Dennoch, die Entscheidung, ob das Kind bei dir einen Tanzkurs beginnen möchte oder eben auch nicht, hängt davon ab, wie das Kind in die Gruppe hineinkommt, sich „hineinfühlt“.

Wie die Aufnahme der bestehenden Gruppe gegenüber dem Kind erfolgt.


Ab dem dritten Lebensjahr ist das positive und negative Sozialverhalten in der Gruppe deutlich sichtbar. 

Die Kinder helfen einander, teilen, beschützen und sorgen sich. 

Aber, es wird auch geschimpft, geschlagen, geärgert und gestoßen.  

Der gesamte emotionale Blumenstrauß wird gezeigt!

 

Es ist ein wichtiges Lernfeld für die Kinder und sollte nicht unterschätzt werden.

Es ist der Einübungsraum für demokratisches Verhalten unter Gleichgesinnten. In einer Kindergruppe begegnen sich Gleichwertige und übertragen einander das Ideal von Gleichheit und Gerechtigkeit.

 

·      Streitigkeiten werden geschlichtet

·      Recht wird geschaffen

·      Der Schwächere geschützt

 

Das bedeutet jedoch nicht, dass die Atmosphäre immer positiv ist und dass sich jedes Kind gleich willkommen fühlt. Natürlich gibt es auch in der Kindergruppe eine Form von Rivalität, Über – und Unterordnung, es gibt störendes und destruktives Verhalten einzelner Kinder. 

Der Tanzpädagoge, die Tanzpädagogin muss die Kinder schnell wahrnehmen, die zu diesem Verhalten tendieren. Der Trainer muss lernen, mit den unterschiedlichen Persönlichkeiten der Kinder umzugehen.  Es ist ein wichtiger pädagogischer Aspekt im Kindertanzunterricht. Nur so kann dafür gesorgt werden, dass die Gruppe nicht auseinanderbricht.

Die „Anführertypen“ scharen die anderen Kinder um sich und können sie animieren, den Unterricht zu stören. 

Genau diese Störungen haben Vorrang und ihnen sollte sofort nachgegangen werden!

Was heißt dies in der Praxis?

Wenn ein Kind störende Tendenzen im Tanzunterricht zeigt, dann sprich es direkt an. Frage das Kind, warum es dieses Verhalten zeigt. Was sein „Problem“ ist. 

 

Das Kind muss sich offenbaren und je nach Altersgruppe, hat es damit durchaus Schwierigkeiten.

Meistens will das Kind ja nicht bewusst stören, sondern sucht eher nach Aufmerksamkeit.

Hier kann man als Lehrkraft dann wieder wunderbar die Führungsrolle übernehmen und durch vorher besprochene Regeln, den Unterricht wieder aufnehmen und weiterführen.

Dies muss aber nicht bedeuten, dass dies die einzige Störung bleibt. Sollte dies der Fall sein, hilft nur freundliche Beharrlichkeit. 

Du kannst immer wieder darauf hinweisen, dass ja Freiwilligkeit zum Unterricht besteht. Niemand wird gezwungen, am Tanzen teilzunehmen.

Meistens hilft diese Maßnahme.

Kinder sind nun einmal auch verschieden und erleben einen eigenen Zugang zu Regeln und Vorgaben.

Dies ist aber auch das Spezielle an der Kindheit. Die Kinder brauchen diesen Freiraum, um sich auszuprobieren. 

Diesen Freiraum sollte man ihnen gewähren. Nur so können sie einen eigenen Weg, eigene Vorlieben entwickeln und ihre ganz eigene Persönlichkeit entfalten.

Auch wenn du als pädagogische Leitung Regeln für den Unterricht aufstellst, nehmen die Kinder es dir in letzter Konsequenz nicht übel. Im Gegenteil!

Du setzt einen Rahmen und gibst Struktur.

Dadurch bekommen die Kinder das grundlegende Vertrauen, dass ihnen nichts passieren kann, auch wenn sie einmal über diese Grenzen hinausgehen.

 

Zudem lernen Kinder voneinander.

Sie erleben mit den anderen Kindern zusammen eine Gemeinschaft und bauen Freundschaften auf. Kinder wollen dazugehören!

In Form von Interaktionen tauschen sie ihre Erfahrungen aus. Besonders am Beginn einer Unterrichtsstunde, wenn sich die Kinder im Raum sammeln und sich frei bewegen können, kannst du diese Zusammenschlüsse von Kindern gut beobachten.

Auch für dich als Lehrkraft ist dies ein wichtiger Moment. Du erfährst sehr schnell, welches Kind zu welchem Verhalten neigt.

Du nimmst deutlich wahr, wie sich die Gruppe und in welche Richtung formiert. Wer übernimmt eine Führungsrolle, wer ist der Berater, wer ist der Vermittler?

Eine Gruppe ist immer ein soziales Gebilde und meist haben Gruppen ein gemeinsames Ziel.

In unserem Fall das Tanzen.

Über die Zeit und deshalb bin ich auch ein großer Freund von Gruppen, die langfristig zusammenbleiben können, entwickelt sich ein Zusammengehörigkeitsgefühl.

 

Und hier stellt sich nun die Frage.

Wie leicht oder wie schwer macht es die Gruppe einem Neuankömmling, in die bestehende Gruppe hineinzukommen?

 

In der Arbeit mit Kindern übernimmst du als Leitung diesbezüglich ein sehr wichtiges Bindeglied. Du sorgst dafür, dass sich die Kinder einander nähern und akzeptieren. Übernimmst du diese Aufgabe nicht und überlässt dem neuen Kind seinem „Schicksal“, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass sich das Kind nicht wohlfühlt, kein Vertrauen fassen kann und zu einer weiteren Tanzstunde nicht bereit ist.

 

Für weitere interessante Inhalte empfehle ich dir die Arbeiten von der deutschen Entwicklungspsychologin Charlotte Bühler (1893 – 1974). Sie können dir noch mehr Einblicke und Hintergrundwissen liefern.

Buchtipps:

·       Das Märchen und die Phantasie des Kindes. Barth, Leipzig 1918.

·       Kindheit und Jugend: Genese des Bewußtseins. Hirzel, Leipzig 1928.

·       Kind und Familie: Untersuchungen der Wechselbeziehungen des Kindes mit seiner Familie. Fischer, Jena 1937.

·       Praktische Kinderpsychologie. Lorenz, Wien, Leipzig 1938.

·       Kleinkindertests: Entwicklungstests vom 1. bis 6. Lebensjahr. Barth, München 1952.

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